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Akwaaba, welcome, willkommen!

13.04.2023

Akwaaba, welcome, willkommen!

Einmal auf einem ghanaischen Uni-Campus unterwegs sein und das Markustheater in einem komplett anderen Kontext aufführen: Im März verbrachte eine Gruppe von SMDlerinnen und SMDlern zweieinhalb Wochen bei der ghanaischen Schwesterbewegung der SMD. Swantje und Johanna berichten, was sie dort erlebt haben.

Die letzten zweieinhalb Wochen haben wir in einem Land 7000 km Luftlinie von hier entfernt verbracht. Und zwar im wunderschönen Ghana in Westafrika. Wir hatten das große Privileg als Hochschul-SMD eine Campus-Mission-Week mit African Enterprise, GHAFES (Ghana Fellowship of Evangelical Students) und der UCF (University Christian Fellowship) durchzuführen. Zusammen mit 16 anderen Studierenden aus ganz Deutschland flogen wir am 12. März 2023 als deutsches Team nach Accra. Dort an der University of Ghana (Campus Legon) sollte das meiste stattfinden und wir auch wohnen.

Zusammen mit uns flog eine Regisseurin des Markustheaters, welches erstmals in Ghana und erstmals in Afrika, von einem deutsch-ghanaischen Team aufgeführt werden sollte. Für alle, die es nicht kennen: Das Markustheater ist eine 90-minütige Aufführung des Markus-Evangeliums mit dem Ziel, dass Christen und Nicht-Christen diese Geschichte neu erleben.
Auf Youtube kann man die Aufführung nachschauen

Durch unsere Reisvorbereitungen fingen viele von uns das erstmal an, sich ernsthaft mit Rassismus und seinen Strukturen zu beschäftigen. „Was tu ich da eigentlich? Warum fliege ich mit – gerade in Gegenden, wo Weiße als Kolonialherrscher und Sklavenhändler oft nur Leid gebracht haben?“ Diese Fragen bewegten uns sehr.

Angekommen in Accra schlugen uns viele Eindrücke entgegen. Eine fast erdrückende, laute und schwüle Luft, Menschen, die einem sehr nahekommen und die verrücktesten Dinge verkaufen wollen und ein Verkehrssystem, was einem Deutschen den Wunsch nimmt, selbst zu fahren. Aber wir wurden von einigen Leitern der Mission-Week abgeholt und sicher zum Campus gebracht. Dieser bildet in Accra eine Art eigene kleine Stadt. Auf dem Campus studieren etwa 50.000 Studentinnen und Studenten. Es gibt ein Krankenhaus, Polizeistationen, eigene Universitätsbusse und sogar eine Grundschule. Im Guestcenter, wo wir die nächsten zwei Wochen wohnen würden, kamen wir in den Genuss von Klimaanlagen, Wasser und endlich einem weichen Bett.

Der erste Tag war ein Kennenlernen des kompletten Markustheater-Teams und ein erstes Eintauchen in Ghana. Dafür haben wir den Nachmittag bei einer ghanaischen Familie verbracht. Sie haben sehr lecker für uns gekocht und uns sehr herzlich empfangen. An dem Nachmittag kam dann noch eine Schneiderin, die von allen, die wollten, Maße für ein Kleid oder ein Hemd nahm. Der Stoff wurde dazu ausgesucht – so wie es sich in Ghana gehört schön bunt.

Vom 14.–16. März nutzen wir die Zeit als deutsches Team und fuhren über Cape Coast nach Elmina, was im Südwesten am Meer liegt. In Elmina besuchten wir eine Sklavenburg. Die Führung durch die Burg löste bei uns allen viel Betroffenheit aus. Am nächsten Tag besuchten wir den Kakum-Nationalpark und verbrachten den Rest des Tages damit im Atlantik zu baden und am Strand zu sein.

Am 16. März ging es wieder zurück nach Accra und für die Hälfte des deutschen Teams begannen nun die Intensivproben für das Markustheater zusammen mit den ghanaischen Studenten. Diese zogen sich von Donnerstag- und Freitagabend bis Montagmittag durch. Alle, die nicht mitspielten, hatten in dieser Zeit hauptsächlich offizielle Meetings mit christlichen Leitern.

Eine Woche nachdem wir in Accra gelandet waren, begann dann am Sonntagabend offiziell die Campus-Mission-Week. Das Markustheater-Team hatte am Montag, Dienstag und Mittwochabend Aufführungen des Markustheaters. Was nicht bedeutet, dass diejenigen, die nicht mitspielten, sich den Rest des Tages gelangweilt hätten. GHAFES, UCF und African Enterprise überraschten uns mit einem bunten und vollen Programm für die Woche. Neben einem Frühgebet um 5 Uhr, anschließender Orientation and Devotion und Door-to-Door-Evangelism in den Studentenwohnheimen, gab es nachmittags Lunchbars, welche mit Freigetränken und Snacks Studenten zu Themen-talks einluden. „Sind alle Religionen gleich?“ „Wie gehe ich mit Scheitern um?“ „Ist die Auferstehung wirklich historisch belegbar?“ – um nur ein paar der Themen zu nennen. Abends gab es dann neben dem Markustheater wieder Talks und Runden zu verschiedenen Themen. Hierbei war es allen ein Anliegen, einen Raum für Diskussionen und ehrlichen Austausch zu schaffen, der in Kirchen leider oft nicht möglich oder erwünscht ist. So durften wir als deutsches Team nicht nur überall dabei sein und zuschauen, sondern uns auch mit Zeugnissen, eigenen Themen oder musikalischen Beiträgen einbringen. Daneben versuchten wir überall, wo es ging, einfach mitzuunterstützen, Menschen zu den Veranstaltungen einzuladen oder mit Ghanaern ins Gespräch zu kommen.

Die Mission-Week war eine Mischung an Gefühlen für uns als deutsches Team. Schnell haben wir gemerkt, dass wir durch unserer kulturelle Prägung Evangelisationsformate wie z.B. Door-to-Door-Evangelism (Bei Studierenden klingeln, reinkommen und mit ihnen über Jesus sprechen) als übergriffig empfinden. Auch an anderen Punkten wurde deutlich, dass die kulturelle Prägung sehr anders ist. Z.B. hat das Publikum beim Markustheater in der Szene im Garten Getsemane, als Jesus weint, angefangen zu lachen. Der Hintergrund dazu ist, dass Weinen in Ghana für Männer absolut verpönt ist. Den Ghanaer, der Jesus spielte, haben wir sehr dafür bewundert, dass er in dem Moment nicht aus seiner Rolle gefallen ist.

Sehr nachdenklich gemacht hat mich (Swantje) auch das Thema Gebet/ Geistliche Vorbereitung und Organisation bei so einer Woche. Wo wir in Deutschland immer das Gefühl haben zu wenig zu beten und deswegen „wenig“ zu sehen, war es in Ghana andersherum. Die ghanaischen Studierenden, waren viel im Gebet und bereit voll für ihren Glauben einzustehen. Und uns ist schmerzlich bewusst geworden wie oft uns in Deutschland diese Breitschaft zu seinem Glauben zu stehen, aber auch die Begeisterung dafür fehlt. Dagegen waren organisatorische Dinge teilweise eher schwierig und haben sich dann auch auf die Teilnehmerzahlen ausgewirkt.Gleichzeitig war es eines der wichtigsten Learnings dieser Woche loszulassen, erfolgreich und effektiv sein zu müssen. Auch habe ich gemerkt, wie durch diese Auseinandersetzung mit unterschiedlichen kulturellen/ theologischen Prägungen, mein Herz weiter geworden ist und ich immer mehr bereit geworden bin, das andere stehen zu lassen und gleichzeitig zu wissen, dass ich es anders machen darf.

Letztendlich durften wir auch im Nachgang erfahren, dass Gott sich nicht begrenzen lässt und wir haben auch im Nachgang so viele großartige Zeugnisse zu hören bekommen. Da ist. Z.B. der Japaner Tiger aus Tokyo, der bei einem Vortragsabend im Internationalen Haus mit Alexander Fink anwesend war (das war einer meiner Highlights). An dem Abend hat er Alex gefragt, wieso man glauben sollte. Am Ende der Woche gab es dann noch Evangelisationsveranstaltungen, diese waren sehr laut und für einige von uns an manchen Punkten nicht leicht auszuhalten. Dort haben wir dann auch Tiger wieder getroffen und gedacht, das kann ihn hier doch nur schocken… Doch letztendlich hat Tiger auf so einer Veranstaltung sein Leben Jesus gegeben. Es ist so gut, dass Gott nicht begrenzt ist…und auch einem westlich geprägten Tiger auf einer afrikanisch geprägten Evangelisationsveranstaltung begegnen kann.

Swantje aus Rostock und Johanna aus Bochum