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Ein Plädoyer für das Gebet: Ein Abschiedsgruß von Ole Wilkens

07.07.2020

Ein Plädoyer für das Gebet: Ein Abschiedsgruß von Ole Wilkens

Einiges vorgenommen, doch durch den Corona-Lockdown vieles unmöglich. Im Sommer '20 endet die Dienstzeit von Ole Wilkens in der Region Nord-West. Zum Neustart ins Wintersemester hat er uns ein Plädoyer für das Gebet geschrieben. Was Gott ihm in der Zwangspause aufs Herz gelegt hat, lest ihr im Portal (Inhalt > Texte zum SMDler sein > Ein Plädoyer für das Gebet).

Newsletter-Redaktion: Ole, du hast uns zum Abschluss deiner Dienstzeit ein "Plädoyer für das Gebet“ (Weiterleitung leider nur bei vorheriger Anmeldung im Portal) aufgeschrieben, das zum Teil aus dem Buch „Der kniende Christ“ entnommen ist und zum Teil dein eigenes Erleben beschreibt. Wie bist du zum ersten Mal mit dem Thema „Gebet“ in Berührung gekommen? Kannst du dich noch an dein erstes Gebet erinnern?

Ole Wilkens: Oh ja. Ich bin relativ zu Beginn meines Auslandsschuljahres in Australien zum Glauben gekommen. Mein erstes Gebet war noch als Agnostiker zu einer Zeit, in der es mir dort in der Schule, besonders in einem Fach, sehr schwerfiel. Es war tatsächlich eines dieser „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann tu das und das“-Gebete. Rückblickend ist es mir fast ein bisschen peinlich, wie ich da gefühlt in Gottes Thronsaal rumgepoltert habe. Aber Gott war gnädig, hat es mir durchgehen lassen ;-) und er hat tatsächlich geholfen. Am selben Tag hatte ich ein sehr gutes und förmlich erlösendes Gespräch mit meiner Lehrerin.

NR: Im Lukasevangelium (Kap. 11, 1-4) lesen wir davon, dass Jesus seine Jünger auf deren Bitte hin das Beten „lehrt“. Welche Rolle haben für dich Lehrer oder Vorbilder im Gebet gespielt? Wen kannst du weiterempfehlen?

OW: Bücher waren und sind sicher immer eine große Hilfe gewesen. Doch am meisten habe ich von anderen gelernt, in dem wie sie beten. Meine Gastmama in Australien war und ist mir da ein großes Vorbild, aber auch mein damaliger Seelsorger und meine Zweierschaftspartner über die Jahre. Ich bin ja nicht damit aufgewachsen, habe vieles nicht mit der Muttermilch aufgesogen. Ich habe es gebraucht und brauche es nach wie vor, von anderen zu lernen, wie mutig ich sein darf im Gebet, wie konkret, aber auch wie demütig und zerbrochen.

NR: Ole, du schreibst in einem Artikel in „Mutig Leiten“ über deine Leiterzeit in der SMD-Gruppe Konstanz davon, dass alles mit einem Gebetstreffen begonnen hat. Das Gebet hat dich auch in deiner folgenden SMD-Zeit als LdH-Studi und als Regionalreferent begleitet – manchmal gefühlt wie eine lästige Pflicht. Welchen kurzen Rat würdest du SMDlern nach deinen Erfahrungen geben, die sich mehr Freude beim Gebet wünschen und weniger das Gefühl der Pflichterfüllung?

OW: Die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Zwei Dinge sind mir wichtig: Ich glaube, manchmal ist das einfach so. Gebet ist manchmal ein Stück weit auch Arbeit, unerlässliche Arbeit. Aber das sollte es nicht ausschließlich sein. Ich musste lernen, vor Gott einfach auch mal die Klappe zu halten und einfach nur da zu sein. Das ist manchmal schwer, aber so befreiend. Oft sage ich Gott einfach, wie es gerade in meinem Herzen aussieht und dass ich offen gestanden gerade gar keine Lust zum Beten habe. Dann bin ich einfach still, mache mir Gottes Gegenwart bewusst, öffne mich einfach und sehr oft merke ich dann, wie schön das eigentlich gerade ist und wie gerne ich in seiner Gegenwart bin. Es ist paradox, aber plötzlich möchte ich nicht mehr weg und dann komme ich ins Danken und es fällt mir plötzlich gar nicht mehr schwer über alles mit Gott zu reden. Beim Gebet geht es oft mehr um das da sein und Gott an sich ranlassen, als darum die richtige Worte und die richtige Haltung für alles zu finden. Ich kann selbst Gebet nicht ohne Jesus (siehe Joh 15,5).

Jan Ladewig sprach für die Newsletter-Redaktion (NR) mit Ole Wilkens, der sich Ende August als Regionalreferent der Hochschul-SMD verabschiedet.