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Frag los! - 50 Antworten für Skeptiker und Glaubende

12.02.2021

Frag los! - 50 Antworten für Skeptiker und Glaubende

Bedeutungslos? Oder unendlich bedeutsam? C.S. Lewis ist sich sicher: Nur ein bischen wichtig kann das Christentum keinesfalls sein. Es lohnt sich also, unseren Fragen auf den Grund zu gehen. "Ein ehrliches Ringen um die Wahrheit" steckt für Stephan Lange hinter seinem neuen Buch. Wir haben mit ihm gesprochen: Über das Buch, seine Bekehrung in der SMD und seine Tipps für gute Fragen.

Newsletter-Redaktion: Herr Lange, Sie sind Gymnasiallehrer für Deutsch und Sozialwissenschaft, Autor (Co-Autor) mehrerer Bücher und Autor eines apologetischen Blogs, in dem Sie „durchdachte Antworten auf harte Fragen“ geben wollen. Was ist für Sie das Besondere am „Fragen stellen“?  Warum finden Sie es ganz allgemein und besonders in Bezug auf den christlichen Glauben so wichtig?

Stephan Lange: Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich ohne Frage zu stellen, im Leben weiterkommen könnte. Das zeigt sich ganz banal, wenn ich in einer fremden Stadt nach dem Weg frage – oder weitaus tiefgehender, wenn sich Newton fragte, warum ein Apfel auf den Boden fällt. All solche Fragen kommen auf, weil wir an der Wahrheit interessiert sind. Jedem von uns ist hoffentlich viel daran gelegen, möglichst viele wahre Überzeugungen anzuhäufen und möglichst viele falsche abzustoßen – und das funktioniert in der Regel nur mit fragen.

Das wird vor allem dann besonders spannend, wenn es um die wirklich großen Themen im Leben geht – und größer als das Thema „Gott & Glaube“ geht es nicht. Deshalb tut jeder gut daran, sich gerade hier viele Gedanken zu machen und viele Fragen zu stellen. Sei es der Skeptiker, der z. B. wissen will, ob die Wissenschaft Gott nicht längst begraben hat, oder sei es der Christ, der sich etwa fragt, wie er trotz des ganzen Leids in der Welt noch an Gott glauben kann. Denn wie gesagt: Es geht beim Fragen letztendlich immer darum, der Wahrheit näher zu kommen.

NR: Ich habe gelesen, dass Sie mit 28 Jahren während Ihres Studiums Christ geworden sind und dass Sie durch Ihre Erlebnisse skeptische Fragen an den Glauben gut nachvollziehen können. Welche waren für Sie die entscheidenden Schritte auf Ihrem Weg zu Jesus? Was überzeugt Sie am christlichen Glauben?

SL: Ja, das stimmt. Ein Hoch an dieser Stelle auf die SMD (Bielefeld), die mir damals den Rahmen gab, um Jesus kennenlernen zu können. Ich war damals noch ein klarer Anfänger im Glauben; wusste nicht einmal, was die Zahlen im Satz „Heute soll es einmal um Markus 1,44 gehen“ bedeuten. Wichtig war für mich also – und da sind wir wieder beim Thema von gerade – Fragen stellen zu dürfen.

Hier war es für mich zunächst zentral aufzuklären, ob es überhaupt objektive Gründe für das gibt, was Christen glauben. Kann man ein mitdenkender Teilnehmer des 21. Jahrhunderts sein und gleichzeitig von der Existenz Gottes, seiner Menschwerdung in Jesus und der Auferstehung ausgehen? Und als ich irgendwann gemerkt habe „Ja, es gibt gute Gründe dafür“, wollte ich – alleine schon aus gesunder Neugier – natürlich herauszufinden, ob es neben diesen objektiven auch gute subjektive Gründe gibt. Ob Gebetserfahrungen möglich sind.

Die Christen um mich herum waren zwar alle furchtbar nett – aber, so dachte ich mir: Sie könnten auch alle furchtbar falsch liegen. Der Einzige, der mich davon überzeugen konnte, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist und lebt, war nur Jesus selbst. Also betete ich und bat ihn, sich mir sein Dasein und Handeln deutlich zu machen. So kam es dann auch, nicht nur einmal, sondern mehrere Male – keine großartigen Wunder, doch aber Erlebnisse, die zu meiner Situation eindrücklich passten.

Kurz gesagt: Ich habe damals meine Weltsicht neu formuliert und bin Christ geworden, weil mir eine überzeugende Kombination aus guten objektiven und guten subjektiven Gründen vorgelegen hat. Diese Kombination zieht sich natürlich immer noch wie ein roter Faden durch mein Christsein.

NR: In ihrem neuen Buch „Frag Los!“ wagen Sie sich gemeinsam mit weiteren Autoren an gut begründete Antworten auf 50 schwierige Fragen an den christlichen Glauben. Woher stammen die Fragen, die Sie in Ihrem Buch beantworten?

SL: Zu Beginn waren es noch weitaus mehr Fragen; wir haben uns im Autorenteam dann aber auf die 50 Fragen verständigt, die aus unseren Vortragserfahrungen deutschlandweit am häufigsten gestellt werden. Damit haben wir also hoffentlich eine gute Auswahl getroffen.

NR: Der Untertitel Ihres Buches heißt: „50 Antworten für Skeptiker und Glaubende“. Skeptikern auf ihrem Weg zu Jesus durch gute Antworten weiter zu helfen erscheint mir sofort logisch, aber warum würden Sie das Buch auch SMDlern empfehlen?

SL: Das klingt fast so, als wären wir SMDler (zu denen ich mich ja auch zähle) ein fragenfreies Völkchen (lacht). Klar: Antwortlos wird niemand von uns sein. Aber mir half es z. B. sehr, als ich beim Durchlesen des Buchmanuskripts die Gedanken unseres promovierten Althistorikers Andreas Gerstacker zu Fragen wie „Das NT ist eine Vorgabe Kaiser Konstantins und dem Konzil von Nicäa“ oder „Jesus ist bloß eine mythologische Raubkopie“ erfahren habe. Oder wenn Matthias Clausen eindrucksvoll beantwortet, warum Glaube keine Frage der Sozialisation ist, oder wie man Leuten begegnet, die sagen: „Ich will nicht, dass jemand anders für meine Schuld geradesteht.“

Das Lesen des Buches hat mir selbst geholfen – und praktischerweise habe ich nun gleichzeitig noch mehr Argumentationskraft für das nächste evangelistische Gespräch.

NR: Auch bei vielen Veranstaltungen der SMD, bei Hauskreisen, Gruppenabenden oder Hörsaalvorträgen, werden in Gesprächen Fragen gestellt. Was sind Ihre zwei Tipps für das Stellen guter Fragen und welche zwei Eigenschaften machen gute Antworten aus?

SL: Eine gute Frage sollte sich immer um das drehen, was einen wirklich interessiert. Häufig spreche ich mit Menschen, die Fragen anderer nachsprechen. Das ist natürlich vollkommen in Ordnung, aber manchmal lenkt das Stellen der Fragen anderer ab, auf das zu sprechen zu kommen, was einen wirklich auf dem Herzen liegt.

Und natürlich sollte eine gute Frage den Antwortgeber immer dazu herausfordern, sich bzw. seine Ansichten möglichst tief zu reflektieren. Mir hat mal ein guter Freund gesagt, der zunächst Atheist war und später Christ geworden ist: „Eure Antworten selbst haben mich oft gar nicht so überzeugt. Aber ich habe gemerkt, dass ihr euch tiefsinnige Gedanken über euren Glauben macht und euch nicht mit einfachen Antworten zufriedengebt. Das hat mich am Ball bleiben lassen.“ Dass er tiefgehende Antworten bekam, lag aber vor allem an seinen Fragen, die das „erzwungen“ haben.

Da sind wir dann auch gleich bei einer Eigenschaft einer guten Antwort: Egal, wie die Frage lautet, man sollte immer versuchen, so reflektiert wie möglich zu antworten. Dazu ist es oft erforderlich, die eigentliche Frage hinter der Frage zu sehen und auch darauf so gut es einem möglich ist, einzugehen.

Zudem erscheint es mir immer eine gesunde Einstellung zu sein, zu seiner Antwort natürlich zu stehen, sich aber trotzdem der Begrenztheit der eigenen Gedanken bewusst zu sein. Rede ich vielleicht so, weil ich ja doch irgendwie das Kind meiner Eltern bin? Denke ich vielleicht so, weil das in meinem Freundeskreis und/oder in meiner Kirchengemeinde die Mehrheitsmeinung ist? Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Gedanken falsch sein müssen, weil sie vom persönlichen Umfeld geprägt sind – aber zwangsläufig richtig sind sie deshalb eben auch nicht. Wenn ich das bei meiner Antwort miteinkalkuliere, macht es sie in der Regel ein Stück ehrlicher.

Jan Ladewig sprach für die Newsletter-Redaktion mit Stephan Lange, dessen apologetischer Blog mitdenkend.de lesenswerte Denkangebote für Skeptiker und Glaubende bietet.